Irgendwie habe ich immer das eine Bild im Kopf, wenn es um absolute „No Goes“ in der Kombination von Krawatten gibt: Peter Neururer als Fußballtrainer mit Polohemd und Lederkrawatte. Vielleicht ist es auch ein Mythos, denn das Bild habe ich nicht mehr gefunden. Aber alleine die Vorstellung ist sensationell (im negativen Sinne).
Auch heute mache ich täglich die Erfahrung, dass Mann schlichtweg überfordert ist, mit der Wahl seiner Krawatten. Das führt häufig dazu, dass hellblaues Hemd mit roter Krawatte kombiniert wird, um ja keinen groben Fehler zu begehen. Auf der anderen Seite wundert man sich, wie „mutig“ manch einer zwanzig Jahre alte megabreite Druckbinder selbstbewusst zur Schau stellt. Diese Erfahrung habe ich Anfang des Jahres selbst noch im Flieger nach Mailand gemacht. Unstrittig ist es, dass beides zu einer gewissen „Krawatten-Müdigkeit“ beiträgt, die besonders in der Business-Welt Einzug gehalten hat. Manager großes deutscher Konzerne geben sich besonders fortschrittlich und modisch und proklamieren die Abkehr vom Krawattenzwang als Symbol der Fortschrittlichkeit ihres Unternehmens, merken dabei aber nicht, dass sie im schwarzen Anzug und weißen Hemd viel uniformierter und bestimmt nicht modischer aussehen als mit Krawatte. Ich sehe diese Entwicklung positiv. „Krawattenzwang“ ist etwas Entsetzliches. Jeder sollte die Krawatte gerne tragen, nicht jeden Tag, aber dem Anlass entsprechend und wenn er sich damit wohlfühlt. Ich mache jede Wette, dass eine geschmackvolle Kombination von Krawatte und Hemd passend zum restlichen Outfit positive Resonanz hervorruft. Wetten?
Der Business-Style
Ich kann verstehen, dass es je nach Berufsrichtung schon eher klassisch zugeht und man nicht großartige Experimente wagen möchte, um zu sehr auszufallen. Aber muss es immer das weiße oder hellblaue Hemd sein? Auch leicht gemusterte Hemden lassen sich hervorragend mit der Krawatte kombinieren und zwar nicht nur mit einfarbigen Exemplaren. Wichtig ist es, dass irgendwo in der Krawatte, die Farbe des Hemdes auftaucht. Dann stimmt auch das Gesamtbild. Hierbei kann man ruhig ein leicht kariertes Hemd auch mit einer Streifenkrawatte kombinieren. Beide Muster sollten nur nicht zu markant sein. Wichtig: zu einem schmalen Hemd und Anzug gehört eine schmale Krawatte (6cm).
Der Anlass-Style
Ob Abiball oder Hochzeit – ohne Krawatte oder Schleife geht es nicht! Mehr denn je schmeißen sich die jungen Leute in Schale und sehen hiermit oft besser aus als Ihre Väter. Verkehrte Welt! Der Klassiker: schmaler, schwarzer oder dunkelblauer Anzug. Viele kombinieren hierzu dezente Muster, aber es darf ruhig mal etwas mutiger sein. Durch das weiße Hemd passt fast jede Farbigkeit in der Krawatte oder Fliege. Je nachdem wie sehr man auffallen möchte – und das tut man bei diesem Outfit nur über den Binder. Positives Feedback garantiert!
Der Bräutigam zeigt sich am besten mit uni oder Ton-in-Ton gemusterten Krawatte oder Schleife mit Einstecktuch in der Farbe des Brautkleides oder Brautstraußes. Abgerundet werden kann das Outfit durch die passenden Hosenträger. Der absolute Clou, wenn zu späterer Stunde das Sakko fällt!
Der Contemporary-Style
Warum Krawatte oder Schleife immer zum Anzug? Absolut angesagt: schmale Chino, blaues verwaschenes ggf. bedrucktes Hemd, Pullunder oder Pullover, Krawatte oder Fliege, cooles Sakko, Sneaker oder lässige Schuhe. Fertig!
Ihr seht, die Krawatte ist nicht tot. Im Gegenteil, Accessoires sind gefragte denn je. Hiermit könnt ihr Eurem Outfit die individuelle Note geben, in fast jeder Situation.